Survivor: TSCHICK – nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf

Die Romantisierung und Dramatisierung von Pubertät und alle damit verbundenen Jugendkulte sind mir generell suspekt. Genau wie der Hype um Romane, die diese Thematik und Sehnsüchte bedienen. Dennoch habe ich mich immer wieder, bisher aber erfolglos, um Karten für die ständig ausverkauften Vorstellungen von TSCHICK – nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf, inszeniert von Christopher Rüping im Thalia in der Gaußstraße, bemüht. Das Stück hatte bereits im September 2012 Premiere… jetzt, kurz vor der 50. Vorstellung, hat es doch noch geklappt. Dabei hat mich der Roman über die Geschichte der beiden 14 Jahre alten Berliner Maik und Tschick, die mit einem geklauten Lada Richtung Walachai fahren, eigentlich nicht sonderlich beeindruckt. Aber der Inszenierung und vor allem den drei hervorragenden Darstellern Pascal Houdus als Maik, Steffen Siegmund als Tschick und Franziska Hartmann als Isa, das Mädchen von der Müllkippe, gelingt es, die jugendliche Aufbruchstimmung mit einfachen Mitteln in effektvolle und vor allem berührende Bilder umzusetzen.

Interessant war für mich vor allem die Szene, in der Tschick Maik unvermittelt küsst, da die Reaktion des größtenteils sehr jungen Publikums die gängige Homophobie spür- und hörbar macht, wodurch das Stück bei aller Leichtigkeit sogar einen irgendwie fast existentialistischen Touch bekommen hat.

Oder in den Worten von Beyoncé (auch wenn ich die Version von Franziska Hartmann lieber mochte): „If you survive sexism, racism and illness, if you survive just the haters – put your fist up and say: I survived!”

TSCHICK – nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf (der leider nicht überlebt hat…)

Regie: Christopher Rüping, Bühne: Jonathan Mertz, Kostüme: Lene Schwind, Musik: Christoph Hart, Dramaturgie: Sandra Küpper

Darsteller:
Franziska Hartmann
Pascal Houdus
Steffen Siegmund

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